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31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 30.10.2014 07:06von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
31.10.1517: Reformationstag
Evangelische Christen auf der ganzen Welt feiern am 31. Oktober den Reformationstag.
Sie gedenken jenes Datums, das den Beginn der protestantischen Bewegung markiert.
Begeben wir uns ins frühe 16. Jahrhundert. Martin Luther, ein unbedeutender Mönch, ringt um die Rechtfertigungsfrage: Wie finde ich einen gnädigen Gott? Oder anders ausgedrückt: Wie kann ich als sündiger Mensch vor Gott bestehen? Der theologische Fachbegriff "Rechtfertigung" meint also die Beurteilung des Menschen durch Gott.
In einem Prozess immer tiefer gehender Erkenntnisse kristallisiert sich heraus: Vor Gottes Gericht besteht ein Mensch "allein aus Gnade", die ihm "allein aus Glauben" zuteil wird. Demnach kann der Mensch sich das Seelenheil nicht durch eigenes Bemühen verdienen, etwa durch gute Taten oder religiöse Übungen. Schon gar nicht kann er sich den Himmel erkaufen, was damals gängige Praxis ist.
Damit stellt sich Luther gegen das von Rom praktizierte Ablasswesen. Chronisch leere Kirchenkassen hatten die Kurie auf die Idee gebracht, Ablass-Scheine zu verkaufen.
Vergebung der Sünden gegen klingende Münze: Dazu kann der Theologe nicht schweigen. Am 31. Oktober 1517 veröffentlicht er in der Universitätsstadt Wittenberg 95 Thesen, mit denen er zur Disputation über den Ablasshandel aufruft. Und diese Thesen enthalten Sprengstoff. hier mehr dazu
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RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 30.10.2014 15:25von Bergfee (gelöscht)
Dieser Tag zählt für die evangelischen Christen als höchster Feiertag im Jahr. Doch leider steht hier bei uns in Deutschland mehr das Heeloween-Fest im Vordergrund und der Reformationstag zählt fast nicht mehr. Er steht zwar noch auf dem
Kalender, doch viele wissen gar nicht, was er bedeutet.
Mir gefällt es sehr gut, dass ich in diesem Forum hier darüber etwas lesen durfte. Vieln Dank
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 31.10.2014 03:41von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
heute ist Reformationstag aber nur in
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
Sachsen
Sachsen-Anhalt
und Thühringen ist er ein offizieller Feiertag.
Und wer nicht Evangelisch ist und dazu nicht in einem dieser Bundeslaänder wohnt
dann ist es verständlich das man wenig oder nichts über diesen Tag weis.
Auch wie man sieht ist es überwiegend ein Feiertag in den neuen Bundesländern.
Na ich bin malgespannt wie lange der noch erhalten bleben wird.
An gestrichenen Feiertagen haben wir ja nun schon einige
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RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 31.10.2015 08:28von Atisha • | 3.324 Beiträge | 3342 Punkte
Hallo, wir hier in Sachsen sind ein reformatorisches Land, die Sachsen waren schon immer innovativ, die haben auch den Napoleon unterstützt, weil der besser war als die deutsche Adelswelt. Napoleon haben wir zu verdanken, das unsere sächsischen Fürsten den Königstitel erhielten.
Der Reformationstag wird bei uns deftig fürstlich gefeiert mit Freßgelagen nach einem zweihundert Jahre altem Kochbuch, außerdem gibts Gruppensexparties.
Nein im Ernst, ich habe mal einen echt engagierten Gläubigen gefragt, selbst der feiert diesen Tag nicht besonders.
Luther war aber cool, noch ein Jahrhundert vor Luther, da gabs Jan Huss, den haben sie für die gleichen Forderungen auf dem Scheiderhaufen verbrannt, so edel sind die Kirchenleute, so ist das manchmal. Ich halte nicht viel vom Adel, aber das sie die Kirchenmacht aufgehoben haben, dafür bin ich denen dankbar.
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 31.10.2017 10:57von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
heute ist in ganz Deutschland ein Feiertag
500 Jahre sind vergangen
das Leben Luthers chronologisch
Die Lutherrose ist ein Symbol der evangelisch-lutherischen Kirchen.
Sie war das Siegel, das Martin Luther ab 1530 für seinen Briefverkehr verwendete.
Das Vorbild für dieses Siegel findet sich im Löwen- und Papageien-Fenster
der Augustinerkirche des Augustinerklosters zu Erfurt,[1]
in dem Martin Luther zwischen 1505 und 1512 als Augustinermönch gelebt hat.
Es wurde 1530 im Auftrag des Prinzen und späteren Kurfürsten von Sachsen,
Johann Friedrich des Großmütigen, für Luther erstellt, als dieser sich während des Reichstags zu Augsburg 1530 in der Veste Coburg aufhielt. Lazarus Spengler schickte Luther eine Zeichnung des späteren Siegels zu. Luther betrachtete es als Ausdruck bzw. Zusammenfassung seiner Theologie und seines Glaubens. Am 15. September 1530 teilte Luther Philipp Melanchthon mit, dass Prinz Johann Friedrich ihn in der Veste Coburg besucht und ihm einen Siegelring geschenkt habe.
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RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 31.10.2017 14:41von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
der heutige Tag ist ein Geschenk für alle Bürger von Deutschland
es ist ja Reformationstag aber weil dieser sich nun um 500 Jahre jährt
im nächsten Jahr gilt er wieder nur noch als normaler Tag.
Eigentlich haben es nur die ,die noch zur Arbeit gehen was davon
und da ich katholisch bin ist es für mich auch sonst kein besonderer Tag
obwohl ich Martin Luther bewundere was er so alles auf sich genommen hat und
auch das er die Bibel in Deutsch geschrieben hat > ein toller Mann
Habe schon viel von seinem Leben und wirken mir im TV und auf Videos angesehen
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 01.11.2017 11:45von Bergfee (gelöscht)
500. Jahrestages der Reformation
Reformationstag oder ?
Wir brauchen keine wild gewordenen er,
Die nur bedrohend durch die Lande ziehen,
Gar noch beschmutzen Türklinken mit Kleister
Und sich bettelnd um Almosen bemühen.
Wir brauchen keine Schreckgespenster,
Die mit Motorsägen durch Straßen jagen,
Hineinschauen in Häuser, helle Fenster
Und nach den Ängsten anderer nie fragen.
Der 31. Oktober ist ein Gottestag,
Mit dem Glaubensverbesserung beginnt,
Befreit den Christen ohne Frag',
Dass autonom er sei, bibelgestimmt.
Reformationstag, welch ein Wort!
Eines der Leitworte, der längsten
Zu unserer Freiheit Sehnsuchtshort –
Befreit uns aus den mittelalterlichen Ängsten!
Gespenster, brauchen wir nicht mehr,
Auch keine Masken und nicht mehr Chimären.
Wir lieben unsere Glaubensfreiheit sehr
Und werden uns gegen den Hokuspokus wehren.
Wenn wir nur an den Hokuspokus glauben,
Werden wir innerlich nie wirklich frei.
Zur Freiheit kann gar Vieles selten taugen
Und endet leider oft in Sklaverei.
©Hans Hartmut Karg 2016
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 31.10.2018 14:41von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
Martin Luthers Thesenanschlag ist zum Symbol geworden
für mutiges Bekenntnis zum Evangelium.
Am Reformationstag beten Christen um Widerstandskraft im Glauben
und um die stetige Erneuerung der Kirche.
Gebet um Erneuerung der Kirche
Bild entfernt (keine Rechte)
Gott, wir danken dir, dass in deiner Kirche dein Geist, dein Heil, dein Erbarmen sichtbar und unsichtbar wohnen –
Wir verbinden uns mit allen, die enttäuscht an deiner Kirche leiden und rufen
Lass leuchten dein Angesicht, so werden wir heil!
Wir danken dir für alle Gemeinschaft, die wir in deiner Kirche erleben, für durchtragende Hilfe und begleitende Seelsorge –
Wir verbinden uns mit allen, die an der Spaltung deiner Einen Kirche leiden, die Einsamkeit und Trostlosigkeit erleben und rufen
Lass leuchten dein Angesicht, so werden wir heil!
Wir danken dir, dass wir in deiner Kirche erfahren und lernen können, was Leben ermöglicht: Ehrfurcht und Liebe, Treue und Glauben, Güte, Hoffnung und Gerechtigkeit –
Wir verbinden uns mit allen, die in der Kirche Verletzung erlebt haben, denen ihr Glaube verdunkelt und Leben verbaut wurde und rufen
Lass leuchten dein Angesicht, so werden wir heil!
So flehen wir zu dir: Lass deinen heiligen Geist unter uns wirken, erneuere deine Kirche, heile das Angesicht der Erde und schenke uns deinen Frieden durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen.
Autorinnen: Schwestern der Communität Casteller Ring
26.06.2014 / Anne Lüters
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 30.10.2019 13:37von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
Jüngster gesetzlicher Feiertag in Nord-Bundesländern
Der Reformationstag am 31. Oktober ist der jüngste Feiertag im Norden.
Erst seit 2018 gilt er in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen als gesetzlicher Feiertag. In Mecklenburg-Vorpommern und den vier anderen ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde er bereits 1999 als Feiertag eingeführt.
niemals aufgeben
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 01.11.2022 10:38von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
gestern waren es genau 505 Jahre her seit Luther
die 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg angeschlagen hat
Aus Liebe zur Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen, sollen die folgenden Thesen in Wittenberg disputiert werden unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Pater Martin Luther, Magister der freien Künste und der heiligen Theologie, dort auch ordentlicher Professor der Theologie. Daher bittet er jene, die nicht anwesend sein können, um mit uns mündlich zu debattieren, dies in Abwesenheit schriftlich zu tun. Im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Amen.
1 Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“, wollte er, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei.
2 Dieses Wort darf nicht auf die sakramentale Buße gedeutet werden, das heißt, auf jene Buße mit Beichte und Genugtuung, die unter Amt und Dienst der Priester vollzogen wird.
3 Gleichwohl zielt dieses Wort nicht nur auf eine innere Buße; ja, eine innere Buße ist keine, wenn sie nicht äußerlich vielfältige Marter des Fleisches schafft.
4 Daher bleibt Pein, solange Selbstverachtung, das ist wahre innere Buße, bleibt, nämlich bis zum Eintritt in das Himmelreich.
5 Der Papst will und kann nicht irgendwelche Strafen erlassen, außer denen, die er nach dem eigenen oder nach dem Urteil von Kirchenrechtssätzen auferlegt hat.
6 Der Papst kann nicht irgendeine Schuld erlassen; er kann nur erklären und bestätigen, sie sei von Gott erlassen. Und gewiss kann er ihm selbst vorbehaltene Fälle erlassen; sollte man diese verachten, würde eine Schuld geradezu bestehen bleiben.
7 Überhaupt niemandem vergibt Gott die Schuld, ohne dass er ihn nicht zugleich – in allem erniedrigt – dem Priester, seinem Vertreter, unterwirft.
8 Die kirchenrechtlichen Bußsatzungen sind allein den Lebenden auferlegt; nach denselben darf Sterbenden nichts auferlegt werden.
8 Daher erweist uns der Heilige Geist eine Wohltat durch den Papst, indem dieser in seinen Dekreten Tod- und Notsituationen immer ausnimmt.
10 Dumm und übel handeln diejenigen Priester, die Sterbenden kirchenrechtliche Bußstrafen für das Fegfeuer vorbehalten.
11 Jenes Unkraut von kirchlicher Bußstrafe, die in Fegfeuerstrafe umgewandelt werden muss, ist offenbar gerade, als die Bischöfe schliefen, ausgesät worden.
12 Einst wurden kirchliche Bußstrafen nicht nach, sondern vor der Lossprechung auferlegt, gleichsam als Proben echter Reue.
13 Sterbende lösen mit dem Tod alles ein; indem sie den Gesetzen des Kirchenrechts gestorben sind, sind sie schon deren Rechtsanspruch enthoben.
14 Die unvollkommene geistliche Gesundheit oder Liebe des Sterbenden bringt notwendig große Furcht mit sich; diese ist umso größer, je geringer jene ist.
15 Diese Furcht und dieses Erschrecken sind für sich allein hinreichend – ich will von anderem schweigen –, um Fegfeuerpein zu verursachen, da sie dem Schrecken der Verzweiflung äußerst nahe sind.
16 Hölle, Fegfeuer, Himmel scheinen sich so zu unterscheiden wie Verzweiflung, Fast-Verzweiflung, Gewissheit.
17 Es scheint notwendig, dass es für Seelen im Fegfeuer ebenso ein Abnehmen des Schreckens wie auch ein Zunehmen der Liebe gibt.
18 Und es scheint weder durch Gründe der Vernunft noch der Heiligen Schrift erwiesen zu sein, dass Seelen im Fegfeuer außerhalb eines Status von Verdienst oder Liebeswachstum sind.
19 Und auch dies scheint nicht erwiesen zu sein, dass sie wenigstens alle ihrer Seligkeit sicher und gewiss sind, mögen schon wir davon völlig überzeugt sein.
20 Deshalb meint der Papst mit „vollkommener Erlass aller Strafen“ nicht einfach „aller“, sondern nur derjenigen, die er selbst auferlegt hat.
21 Es irren daher diejenigen Ablassprediger, die da sagen, dass ein Mensch durch Ablässe des Papstes von jeder Strafe gelöst und errettet wird.
22 Ja, der Papst erlässt den Seelen im Fegfeuer keine einzige Strafe, die sie nach den kirchenrechtlichen Bestimmungen in diesem Leben hätten abtragen müssen.
23 Wenn überhaupt irgendein Erlass aller Strafen jemandem gewährt werden kann, dann ist gewiss, dass er nur den Vollkommensten, d. h. den Allerwenigsten gewährt werden kann.
24 Unausweichlich wird deshalb der größte Teil des Volkes betrogen durch jene unterschiedslose und großspurige Zusage erlassener Strafe.
25 Die Vollmacht, die der Papst über das Fegfeuer im allgemeinen hat, hat jeder Bischof und jeder Pfarrer in seiner Diözese und in seiner Pfarrei im besonderen.
26 Der Papst tut sehr wohl daran, dass er den Seelen nicht nach der Schlüsselgewalt, die er so gar nicht hat, sondern in Gestalt der Fürbitte Erlass gewährt.
27 Lug und Trug predigen diejenigen, die sagen, die Seele erhebe sich aus dem Fegfeuer, sobald die Münze klingelnd in den Kasten fällt.
28 Das ist gewiss: Fällt die Münze klingelnd in den Kasten, können Gewinn und Habgier zunehmen. Die Fürbitte der Kirche aber liegt allein in Gottes Ermessen.
29 Wer weiß denn, ob alle Seelen im Fegfeuer losgekauft werden wollen, wie es nach der Erzählung bei den Heiligen Severin und Paschalis passiert sein soll.
30 Keiner hat Gewissheit über die Wahrhaftigkeit seiner Reue, noch viel weniger über das Gewinnen vollkommenen Straferlasses.
31 So selten einer wahrhaftig Buße tut, so selten erwirbt einer wahrhaftig Ablässe, das heißt: äußerst selten.
32 In Ewigkeit werden mit ihren Lehrern jene verdammt werden, die glauben, sich durch Ablassbriefe ihres Heils versichert zu haben.
33 Ganz besonders in Acht nehmen muss man sich vor denen, die sagen, jene Ablässe des Papstes seien jenes unschätzbare Geschenk Gottes, durch das der Mensch mit Gott versöhnt werde.
34 Denn jene Ablassgnaden betreffen nur die Strafen der sakramentalen Satisfaktion, die von Menschen festgesetzt worden sind.
35 Unchristliches predigen diejenigen, die lehren, dass bei denen, die Seelen loskaufen oder Beichtbriefe erwerben wollen, keine Reue erforderlich sei.
36 Jeder wahrhaft reumütige Christ erlangt vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld; der ihm auch ohne Ablassbriefe zukommt.
37 Jeder wahre Christ, lebend oder tot, hat, ihm von Gott geschenkt, teil an allen Gütern Christi und der Kirche, auch ohne Ablassbriefe.
38 Was aber der Papst erlässt und woran er Anteil gibt, ist keineswegs zu verachten, weil es – wie ich schon sagte – die Kundgabe der göttlichen Vergebung ist.
39 Selbst für die gelehrtesten Theologen ist es ausgesprochen schwierig, vor dem Volk den Reichtum der Ablässe und zugleich die Wahrhaftigkeit der Reue herauszustreichen.
40 Wahre Reue sucht und liebt die Strafen; der Reichtum der Ablässe aber befreit von ihnen und führt dazu, die Strafen – zumindest bei Gelegenheit – zu hassen.
41 Mit Vorsicht sind die (päpstlich-)apostolischen Ablässe zu predigen, damit das Volk nicht fälschlich meint, sie seien den übrigen guten Werken der Liebe vorziehen.
42 Man muss die Christen lehren: Der Papst hat nicht im Sinn, dass der Ablasskauf in irgendeiner Weise den Werken der Barmherzigkeit gleichgestellt werden solle.
43 Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als wenn er Ablässe kaufte.
44 Denn durch ein Werk der Liebe wächst die Liebe, und der Mensch wird besser. Aber durch Ablässe wird er nicht besser, sondern nur freier von der Strafe.
RE: 31.Oktober Reformationstag
in Brauchtum und Feiertage 01.11.2022 10:44von Uschi • | 47.091 Beiträge | 49769 Punkte
45 Man muss die Christen lehren: Wer einen Bedürftigen sieht, sich nicht um ihn kümmert und für Ablässe etwas gibt, der erwirbt sich nicht Ablässe des Papstes, sondern Gottes Verachtung.
46 Man muss die Christen lehren: Wenn sie nicht im Überfluss schwimmen, sind sie verpflichtet, das für ihre Haushaltung Notwendige aufzubewahren und keinesfalls für Ablässe zu vergeuden.
47 Man muss die Christen lehren: Ablasskauf steht frei, ist nicht geboten.
48 Man muss die Christen lehren: Wie der Papst es stärker braucht, so wünscht er sich beim Gewähren von Ablässen lieber für sich ein frommes Gebet als bereitwillig gezahltes Geld.
49 Man muss die Christen lehren: Die Ablässe des Papstes sind nützlich, wenn die Christen nicht auf sie vertrauen, aber ganz und gar schädlich, wenn sie dadurch die Gottesfurcht verlieren.
50 Man muss die Christen lehren: Wenn der Papst das Geldeintreiben der Ablassprediger kennte, wäre es ihm lieber, dass die Basilika des Heiligen Petrus in Schutt und Asche sinkt als dass sie erbaut wird aus Haut, Fleisch und Knochen seiner Schafe.
51 Man muss die Christen lehren: Der Papst wäre, wie er es schuldig ist, bereit, sogar durch den Verkauf der Basilika des Heiligen Petrus, wenn es sein müsste, von seinem Geld denen zu geben, deren Masse gewisse Ablassprediger das Geld entlocken.
52 Nichtig ist die Heilszuversicht durch Ablassbriefe, selbst wenn der Ablasskommissar, ja, sogar der Papst selbst, seine Seele für sie verpfändete.
53 Feinde Christi und des Papstes sind diejenigen, die anordnen, wegen der Ablasspredigten habe das Wort Gottes in den anderen Kirchen völlig zu schweigen.
54 Unrecht geschieht dem Wort Gottes, wenn in ein und derselben Predigt den Ablässen gleichviel oder längere Zeit gewidmet wird wie ihm selbst.
55 Meinung des Papstes ist unbedingt: Wenn Ablässe, was das Geringste ist, mit einer Glocke, einer Prozession und einem Gottesdienst gefeiert werden, dann muss das Evangelium, das das Höchste ist, mit hundert Glocken, hundert Prozessionen, hundert Gottesdiensten gepredigt werden.
56 Die Schätze der Kirche, aus denen der Papst die Ablässe austeilt, sind weder genau genug bezeichnet noch beim Volk Christi erkannt worden.
57 Zeitliche Schätze sind es offenkundig nicht, weil viele der Prediger sie nicht so leicht austeilen, sondern nur einsammeln.
58 Es sind auch nicht die Verdienste Christi und der Heiligen; denn sie wirken ohne Papst immer Gnade für den inneren Menschen, aber Kreuz, Tod und Hölle für den äußeren.
59 Der heilige Laurentius sagte, die Schätze der Kirche seien die Armen der Kirche. Aber er redete nach dem Wortgebrauch seiner Zeit.
60 Wohlüberlegt sagen wir: Die Schlüsselgewalt der Kirche, durch Christi Verdienst geschenkt, ist dieser Schatz.
61 Denn es ist klar, dass für den Erlass von Strafen und von ihm vorbehaltenen Fällen allein die Vollmacht des Papstes genügt.
62 Der wahre Schatz der Kirche ist das heilige Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes.
63 Er ist aber aus gutem Grund ganz verhasst, denn er macht aus Ersten Letzte.
64 Der Schatz der Ablässe ist hingegen aus gutem Grund hochwillkommen, denn er macht aus Letzten Erste.
65 Also sind die Schätze des Evangeliums die Netze, mit denen man einst Menschen von Reichtümern fischte.
66 Die Schätze der Ablässe sind die Netze, mit denen man heutzutage die Reichtümer von Menschen abfischt.
67 Die Ablässe, die die Prediger als „allergrößte Gnaden“ ausschreien, sind im Hinblick auf die Gewinnsteigerung tatsächlich als solche zu verstehen.
68 Doch in Wahrheit sind sie die allerkleinsten, gemessen an der Gnade Gottes und seiner Barmherzigkeit im Kreuz.
69 Bischöfe und Pfarrer sind verpflichtet, die Kommissare der apostolischen Ablässe mit aller Ehrerbietung walten zu lassen.
70 Aber noch stärker sind sie verpflichtet, mit scharfen Augen und offenen Ohren darauf zu achten, dass die Kommissare nicht anstelle des Auftrags des Papstes ihre eigenen Einfälle predigen.
71 Wer gegen die Wahrheit der apostolischen Ablässe redet, der soll gebannt und verflucht sein.
72 Wer aber seine Aufmerksamkeit auf die Willkür und Frechheit in den Worten eines Ablasspredigers richtet, der soll gesegnet sein.
73 Wie der Papst mit Recht den Bann gegen die schmettert, die mit einigem Geschick etwas zum Schaden des Ablasshandels im Schilde führen,
74 so viel mehr beabsichtigt er, den Bann gegen die zu schmettern, die unter dem Deckmantel der Ablässe etwas zum Schaden der heiligen Liebe und Wahrheit im Schilde führen.
75 Zu glauben, die päpstlichen Ablässe seien derart, dass sie einen Menschen absolvieren könnten, selbst wenn er – gesetzt den unmöglichen Fall – die Gottesgebärerin vergewaltigt hätte, das ist verrückt sein.
76 Wir sagen dagegen: Die päpstlichen Ablässe können nicht einmal die kleinste der lässlichen Sünden tilgen, was die Schuld betrifft.
77 Dass gesagt wird, selbst wenn der heilige Petrus jetzt Papst wäre, könnte er nicht größere Gnaden gewähren - das ist Blasphemie gegen den heiligen Petrus und den Papst.
78 Wir sagen dagegen: Auch dieser [Petrus] und jeder Papst haben noch größere Gnaden, nämlich das Evangelium, Wunderkräfte, Gaben, gesund zu machen, wie 1 Kor 12,28.
79 Zu sagen, das mit dem päpstlichen Wappen ins Auge fallend aufgerichtete Kreuz habe den gleichen Wert wie das Kreuz Christi, ist Blasphemie.
80 Rechenschaft werden die Bischöfe, Pfarrer und Theologen zu geben haben, die zulassen, dass solche Predigten vor dem Volk feilgeboten werden.
81 Diese unverfrorene Ablassverkündigung führt dazu, dass es selbst für gelehrte Männer nicht leicht ist, die Achtung gegenüber dem Papst wiederherzustellen angesichts der Anschuldigungen oder der gewiss scharfsinnigen Fragen der Laien.
82 Zum Beispiel: Warum räumt der Papst das Fegfeuer nicht aus um der heiligsten Liebe willen und wegen der höchsten Not der Seelen als dem berechtigtsten Grund von allen, wenn er doch unzählige Seelen loskauft wegen des unseligen Geldes zum Bau der Basilika als dem läppischsten Grund.
83 Wiederum: Warum bleibt es bei den Messen und Jahrgedächtnissen für die Verstorbenen, und warum gibt er die dafür eingerichteten Stiftungen nicht zurück oder erlaubt deren Rücknahme, wo es doch schon Unrecht ist, für [vom Fegfeuer] Erlöste zu beten?
84 Wiederum: Was ist das für eine neue Barmherzigkeit Gottes und des Papstes, dass sie einem Gottlosen und einem Feindseligen um Geldes willen zugestehen, eine fromme und Gott befreundete Seele loszukaufen? Gleichwohl befreien sie diese fromme und geliebte Seele nicht aus uneigennütziger Liebe um deren eigener Not willen.
85 Wiederum: Warum werden die kirchlichen Bußsatzungen, die der Sache nach und durch Nicht-Anwendung schon lange in sich selbst ausser Kraft gesetzt und tot sind, gleichwohl noch immer durch Bewilligung von Ablässen mit Geldern gerettet, als steckten sie voller Leben?
86 Wiederum: Warum baut der Papst, dessen Reichtümer heute weit gewaltiger sind als die der mächtigsten Reichen, nicht wenigstens die eine Basilika des Heiligen Petrus mehr von seinen eigenen Geldern als von denen der armen Gläubigen?
87 Wiederum: Was gibt der Papst denen als Erlass oder Anteil, die durch vollkommene Reue ein Recht auf vollen Erlass und vollen Anteil haben?
88 Wiederum: Was könnte der Kirche einen größeren Vorteil verschaffen werden, wenn der Papst, wie er es einmal tut, hundertmal am Tag jedem Gläubigen diese Erlässe und Anteile gewährte?
89 Vorausgesetzt, der Papst sucht durch die Ablässe mehr das Heil der Seelen als die Gelder - warum setzt er dann schon früher gewährte Schreiben und Ablässe außer Kraft, obgleich sie doch ebenso wirksam sind?
90 Diese scharfen, heiklen Argumente der Laien allein mit Gewalt zu unterdrücken und nicht durch Gegengründe zu entkräften, heißt, die Kirche und den Papst den Feinden zum Gespött auszusetzen und die Christen unglücklich zu machen.
91 Wenn also die Ablässe nach dem Geist und im Sinne des Papstes gepredigt würden, wären alle jene Einwände leicht aufzulösen, ja, es gäbe sie gar nicht.
92 Mögen daher all jene Propheten verschwinden, die zum Volk Christi sagen: Friede, Friede!, und ist doch nicht Friede.
93 Möge es all den Propheten wohlergehen, die zum Volk Christi sagen: Kreuz, Kreuz!, und ist doch nicht Kreuz.
94 Man muss die Christen ermutigen, darauf bedacht zu sein, dass sie ihrem Haupt Christus durch Leiden, Tod und Hölle nachfolgen.
95 Und so dürfen sie darauf vertrauen, eher durch viele Trübsale hindurch in den Himmel einzugehen als durch die Sicherheit eines Friedens.
Aus der neuen Übersetzung der lateinischen Lutherschrift „Disputation zur Klärung der Kraft der Ablässe“ (kurz: „95 Thesen“) von Johannnes Schilling und Günther Wartenberg unter Mitarbeit von Michael Beyer, Band 2: Christusglaube und Rechtfertigung, hrsg. von Johannes Schilling, Leipzig 2006, S. 1-15. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Verlagsanstalt.
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