Schreiben Roboter bald Romane?
Literaturmaschinen sind Meister im Remixen, Kopieren und Zitieren. Damit befinden sie sich eigentlich in guter Gesellschaft. Doch reicht das? Noch nicht.
von Adrian Lobe
Frage: What kind of murderer has fiber? Welcher Mörder hat Ballaststoffe? Antwort: A cereal killer.
Der Witz dieses Wortspiels lässt sich im Deutschen leider nur schwer wiedergeben. Er beruht darauf, dass "cereal" (Müsli) und "serial" (Serienmörder) ausgesprochen gleich klingen, man also entweder "Müslimörder" oder "Serienmörder" versteht. Ausgedacht hat sich diesen Scherz, so schreibt es der Futurist Ray Kurzweil in seinem 1999 erschienenen Buch "Homo sapiens: Leben im 21. Jahrhundert – Was bleibt vom Menschen?", kein Mensch, sondern ein Computerprogramm namens JAPE (Joke Analysis and Production Engine).
Zwar fiel die Witzmaschine bei einem modifizierten Turing-Test durch, als sie gegen den menschlichen Komiker Steve Martin antrat. Martin kam beim Publikum besser an. Doch ist erstaunlich, wozu automatisierte Schreibprogramme schon damals in der Lage waren. Kurzweil entwickelte einen "Cybernetic Poet", ein computergeneriertes Poesiesystem, das "mit Hilfe sprachgestaltender Techniken automatisch eine völlig eigene Verdichtung erzeugt, basierend auf Gedichten, die es zuvor gelesen hat." Die Poesie klingt noch etwas kristallin und arg pathetisch (ein Haiku lautet: "Träum jetzt und sing / schaff Mythen / form Edelsteine aus dem fallenden Schnee"), doch die Potenziale einer kreativen Maschine ließen sich schon vor 18 Jahren erahnen.
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