ein Teller Suppe
Es kaufte sich eine ältere Frau im Schnellrestaurant einen Teller Suppe.
Behutsam trug sie die dampfende Köstlichkeit an einen Stehtisch
und hängte ihre Handtasche darunter.
Dann ging sie noch einmal zur Theke: Den Löffel hatte sie vergessen.
Als sie zum Tisch zurückkehrte, stand dort doch tatsächlich
einer jener Afrikaner, schwarzes Kraushaar, bunt wie ein Paradiesvogel
und löffel-te die Suppe.
Zuerst schaute die Frau ganz verdutzt;
denn aber besann sie sich, lächelte ihn an und begann,
ihren Löffel zu dem seinen in den Teller zu tauchen.
Sie aßen gemeinsam. Nach der Mahlzeit unterhalten konnten sie sich kaum
spendierte der junge Mann ihr noch einen Kaffee.
Er verabschiedete sich höflich. Als die Frau gehen wollte
und unter den Tisch zur Handtasche greifen will,
findet sie nichts alles weg.
Also doch ein gemeiner, hinterhaltiger Spitzbube.
Ich hätte es mir doch gleich denken können Gemeinheit!
Enttäuscht mit rotem Gesicht schaute sie sich um.
Er ist spurlos verschwunden.
Aber am Nachbartisch erblickte sie einen Teller Suppe,
inzwischen kalt geworden. Darunter hängt ihre Handtasche. ©Manfred Zacher