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Gesticktes Brauchtum

in Brauchtum und Feiertage 03.06.2017 09:35
von Uschi | 45.531 Beiträge | 45117 Punkte

Gesticktes Brauchtum

Bild entfernt (keine Rechte)

das Fichon von Martha Jeremias Aargauer Werktagstracht
©Sandra Ardizzone

Tracht und Jutz im Unterland: Die Trachtengruppe Möriken-Wildegg machts vor.

Agnes Hartmann sorgte für Aufsehen, als sie einmal in ihrer Tracht auf dem Kickboard durch das Dorf flitzte. «Darf man das?», fragte jemand. «Natürlich.» Sie würde jederzeit das Kickboard Blasen an den Füssen vorziehen — auch in der Tracht. «Früher galt die Meinung, dass man in der Tracht weder geschminkt sein darf, noch eine moderne Brille tragen soll», sagt Martha Jeremias.

Die Tracht als Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Doch das ist heute nicht mehr so, das Brauchtum soll gepflegt werden, aber auf eine moderne Art. «Wir wollen zeigen, dass wir nicht altbacken sind», sagt Hartmann. Martha Jeremias beweist es mit ihrer Wortwahl: «Ich würde mega gern etwas weitergeben.» Doch ganz so einfach ist es nicht. Je kleiner die Berge werden, desto geringer wird auch die Trachtendichte. «In der Zentralschweiz wird die Tracht ganz selbstverständlich getragen», sagt Hartmann. Hier falle man damit auf. So auch auf dem Yul-Brynner-Platz, wo die Frauen mit dem Vizeprädienten der Trachtengruppe, Yvan Mayor, für ein Foto posieren.
Die Tracht als Statussymbol

Agnes Hartmann besitzt drei Trachten: eine Werktagstracht, eine Sonntagstracht und eine Festtagstracht, alle aus dem Berner Aargau. Zum Fototermin hat sie sich für die Sonntagstracht entschieden. Martha Jeremias trägt die Werktagstracht. Die Brosche von Jeremias ist aus Holz, Hartmann hat eine aus Silber angesteckt. Auch die Schnallen auf Yvan Mayors Schuhen glänzen. Im Knopfloch steckt eine kleine silberne Blume. «Aus dem Armband meiner Frau.»

Grundsätzlich gilt: je mehr Silber und Stickereien, desto festlicher. «Früher trugen die Frauen auf dem Bauernhof jeden Tag eine einfache Arbeitstracht», sagt Jeremias. Die Festtagstracht kam nur zu ganz speziellen Anlässen aus dem Schrank. Aufwendige Stickereien, ein Schurz aus Seide und mit Silber behängt: So konnte die Trägerin zeigen, was sie hatte. Auch heute kann eine Festtagstracht mit Schmuck bis zu 6000 Franken kosten. «Doch am Geld soll es nicht liegen», sagt Hartmann. An der alljährlichen Trachtenbörse in Seon gebe es Werktagstrachten ab 300 Franken. Hartmann, Jeremias und Mayor tragen ihre Trachten mit Stolz. «Es ist etwas sehr Persönliches.»

Die Trachtengruppe Möriken-Wildegg zählt derzeit 52 Mitglieder im Alter von ungefähr 30 bis 80 Jahren. «Zum 725-Jahre-Jubiläum der Gemeinde wollten wir etwas Spezielles machen», sagt Vizepräsident Yvan Mayor. Trachtengruppen im ganzen Kanton wurden eingeladen. «Wir erwarten über 100 Teilnehmer in Tracht», sagt Mayor. Er trägt unter dem weissen Hemdkragen ein blaues Aargauerbändeli.

Er könnte auch die Tracht des Kantons Waadt tragen, wo er herkommt. «Man sollte einen Bezug haben zu seiner Tracht», sagt er. Die Aargauer Tracht sei gut zu tragen, finden alle drei. An eidgenössischen Festen gibt es viel Gelegenheit, Trachten aus anderen Kantonen zu bestaunen. Den Frauen gefallen die Appenzeller oder die Nidwaldner Tracht mit den aufgebauschten Ärmeln. Agnes Hartmann ist sich noch nicht sicher, ob sie am Dienstag die Sonntags- oder die Festtagstracht ausführen wird. Vermutlich die Sonntagstracht. «Mit dieser kann ich besser tanzen.»
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